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Keusche im Winter

„Alles, was Werner Berg malt, ist Bekundung seiner Lebenssituation und damit objektivierter Selbstausdruck. Ist dies Expressionismus, so ist es einer der Phase II, wie es Gottfried Benn einmal nannte. Nicht mehr Eruption und Aufschrei, sondern Klarheit und Objektivität bei allem Ausdruck. Ausdruck, aber auf die Dinge der Außenwelt gerichtet, mit größter Achtung vor dem Gegenstand. Der Gegenstand hat bei Werner Berg nichts Beiläufiges: hier soll Bericht gegeben werden von einem Stück Wirklichkeit, dessen Grenzen bestimmt und zu achten sind. So sehr zu achten, dass jede vorschnelle Formulierung Vergewaltigung wäre. Eine Eigenheit seiner Malweise, so scheint mir, kommt seinen Winterbildern besonders zugute: es ist die Kreidegrundierung, die er jeder Leinwand gibt, die die Farbe ansaugt und matt leuchten lässt.

Winter bei Werner Berg! Der Winter ist die Jahreszeit, in der die Dinge zu sich selbst finden und unter der Schneedecke ihre Form wie eine erstarrte Geste darbieten. Alles wird exemplarischer. Abgeschiedenheit und Einsamkeit werden größer, Besinnung und Konzentration intensiver. Schwere Schneelast drückt auf die Dächer, deckt Brunnen, Bänke und Zäune, biegt Äste und Sträucher. Die Natur schweigt und scheint doch Antwort zu fordern. Alle Wege müssen neu gebahnt werden.

Die Welt Werner Bergs ist begrenzt, aber sie lohnt den Umgang mit ihr. Wenn wir den Mut haben, auszuharren auf einem Fleck Erde, so kommt der Tag, an dem wir sicher wissen, nichts zu versäumen.“ 

Wieland Schmied, Winter bei Werner Berg, 1959


Entstehungsjahr
1974

Werknummer
0981

Werkgruppe

Thema
Landschaft

Technik
Öl auf Leinwand

Maße
40 x 100 cm