Mohnkapseln und Vogelscheuche
Gleich nach ihrer Ansiedlung auf dem entlegenen Rutarhof im Südosten Kärntens, legten Werner Berg und seine Frau Mauki einen Blumengarten unmittelbar neben dem Wohngebäude ihres gerade erworbenen kleinen Bauernhofes an. In all den folgenden Jahren waren die Blumen ein immer wieder kehrendes, geliebtes Motiv im reichen Œuvre des Malers. Wie schon Emil Nolde, von dem das junge Akademikerpaar Mohnsamen und Irisknollen für ihren Garten bei ihrer gewagten, lebensentscheidenden Absage an zivilisatorische Annehmlichkeiten und Wohlstand als Geschenk erhalten hatten, malte Werner Berg seine Blumen so wie er sie tagtäglich vor Augen hatte – nicht beschnitten in einer Vase, sondern naturbelassen und durcheinander wachsend direkt vor dem Motiv,
Zu Beginn der 1950er Jahre entdeckte der Maler das fortan für viele seiner Blumendarstellungen so charakteristische, schmale Hochformat als vortrefflich geeignet, den aufstrebenden, natürlichen Wuchs der verschiedenen Blütengewächse in ihren starken Farben darzustellen. In dem vorliegenden Bild, das als ein besonders eindrucksvolles, erstes Beispiel für den neuen Weg gesehen werden kann, verleiht eine nur aus Besen und Kopftuch bestehende Vogelscheuche den vielen, vor dunklem Himmel leuchtend farbigen Blüten Tiefe und einen fröhlichen, humorvollen Akzent. Das dunkelrote Kopftuch der Vogelscheuche mit seinen wie Sterne leuchtenden gelben Punkten bildet mit den türkisenen Kohlblättern im Vordergrund die kompositorische Klammer für die über den Mittelgrund des Bildes hinausragende Vielzahl an Blüten, Blättern und reifen Mohnkapseln. Gerade in diesem Bild ist die vom Maler so oft erlebte Freude an Wachstum und Gedeihen rund um seinen Bauernhof, seine einzigartige existenzielle Verhaftung mit der ihn umgebenden Natur, unmittelbar zu spüren.
Entstehungsjahr
1953
Werknummer
0423b
Thema
Blumen
Technik
Öl auf Leinwand
Maße
100 x 40 cm