Altar der Hl. Familie (Gesamtansicht)
Der „Altar der Hl. Familie“ nimmt zweifellos eine Sonderstellung im Bestand des Werner Berg Museums ein. Das 1969 vom Künstler aus Freude über die ein Jahr zuvor errichtete, ausschließlich seinem Werk gewidmete Galerie der Stadt Bleiburg geschenkte Werk, hatte eine bewegte Vorgeschichte. Auch seine Stellung im Œuvre des Malers ist, was die Behandlung eines biblischen Themenzyklus betrifft, einzigartig. Im Ensemble des Museums stach das fünfteilige Werk allein durch sein Format stets hervor. Dies führte letztlich zum Bau eines kapellenartigen „ Raum für den Altar“ im von Architekt Peter Fleiss behutsam erneuerten und erweiterten Museumsareal. Dieser mit gefaltetem Zinkblech verkleidete, sich nach oben erweiternde Raum mit rund geschwungenen Wänden kann seinerseits als architektonisches Kleinod angesehen werden, in welchem der Altar nun - unabhängig von allen wechselnden Präsentationen - seine ständige Heimstätte gefunden hat.
Werner Berg hatte den Altar 1933 ursprünglich für ein Nonnenkloster an der bayrischen Grenze zu Salzburg gemalt. Modell für das Christuskind mit den kreuzförmig ausgebreiteten Armen war seine damals vierjährige Tochter Ursula. Sie war 1928, drei Jahre vor Werner Bergs Heirat mit seiner Frau Mauki, nahe Salzburg geheim zur Welt gekommen – den Herkunftsfamilien des jungen Paares war die Geburt der Enkeltochter durch Jahre nicht bekannt. In einem Nonnenkloster nahe Salzburg hatten Berg und seine Gefährtin auf ihrer „Flucht“ Geborgenheit gefunden. Wohl als Dank war das Werk den frommen Schwestern zugeeignet, welche es jedoch als zu modern ablehnten. Auch als Werner Berg den Altar für eine Ausstellung religiöser Kunst anlässlich des großen Katholikentages in Wien einreichte, wurde dieser von einer Jury zurückgewiesen. 1934 sandte Werner Berg dann den Altar zu seiner durch Deutschland tourenden Personalausstellung, welche 1935 im Kölner Kunstverein als „nicht dem gesunden Volksempfinden entsprechend“ von der Reichskunstkammer polizeilich gesperrt wurde. Der Altar verblieb mit anderen beschlagnahmten Werken - einige gelangten in die berüchtigte Wanderausstellung „Entartete Kunst“ - in Deutschland. Nur mit Mühe konnte Berg ihn zurückerhalten. Als entarteter Künstler gebrandmarkt, versteckte Berg den Altar am schwer zugänglichen Dachboden seines Ateliers, wo ihn seine 17jährige Enkeltochter Christine beim Herumstöbern wiederentdeckte. Er wurde ins Freie gebracht und nach gründlicher Reinigung erstrahlten dessen Farben wie frisch.
„Der Altar ist nicht eigentlich ein sakrales, sondern mehr ein menschliches Bild, wie ja die Heilige Familie das menschlichste Thema der biblischen Geschichte ist. Ich wollte auf der einen Seite das Überexpressive eben des Expressionismus vermeiden und auf der anderen Seite den barocken Überschwang einer ausgehenden alten österreichischen Kultur und habe von meiner Sicht das in einfacher Anschauung farbig dargestellt“, erklärte Werner Berg.
Stilistisch knüpft der Altar deutlich an Emil Noldes neunteiliges Werk „Das Leben Christi“ an. Gleichzeitig zeigt das in strahlendem Rot gehaltene Mittelbild Bergs Hinwendung zu einer die Flächigkeit betonenden Malweise. Taghell leuchtet es zwischen den im nächtlichen Blau gehaltenen Seitenbilder. In der Strahlkraft der bewusst einfachen bildnerischen Mittel im Dienste einer plakativen Botschaft wirken Werner Bergs Bildern aus seinen ersten beiden Jahren in Kärnten geradezu wie eine frühe Vorwegnahme der späteren Pop-Art.
Entstehungsjahr
1933
Werknummer
0087
Thema
Figuren
Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Sammlung
Werner Berg Museum Bleiburg / Pliberk